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Wie die Nata zum Croque wurde

Oft schon bin ich an dem Laden vorbei gegangen. Oft schon hatte ich mir vorgenommen, mal reinzugehen. Einen Galão trinken und mir dazu eine Nata genehmigen, die mich immer auf dem Weg zur Uni anlachten. Eben einen kleinen gastronomischen Ausflug á la Portugale machen. Als ich dann endlich hineingegangen bin, war ich überrascht. Das erwartete portugiesische Café, hatte anderes zu bieten. Nicht weniger gut, aber eben anders. Denn ich befand mich in einem Croque-Laden.

Mit bunter Kreide verfasste Menütafeln hängen über Paolo, der mir ein freundliches Hallo zu ruft. Namen wie Croque Mediterrano, Italia oder Catalano stehen mir plötzlich gegenüber. Vielen Menschen erginge es genau so, verrät mir Paolo Evaristo. Er ist der Inhaber des Ladens. Seit fast schon 14 Jahren führt er sein kleines Bistro, in dem Croques das Kerngeschäft sind.

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Wie in einem echten Bistro sind die Menütafeln mit Kreide beschrieben

Das Café da Gama hat zwar portugiesische Wurzeln, wie ich an Paolo erkenne, aber was es ausmacht, ist multikulturell. Neben den französischen Einflüssen wie Quiche, gibt es auch südamerikanische Empanadas, Bio-Gemüsetaschen, selbstgemachte Käsetorte und die bereits erwähnten portugiesischen i-Tüpfelchen. „Ursprünglich war die Idee ein rein portugiesisches Café zu machen“, sagt Paolo, „aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass die Croques sehr gut ankamen.“ Vorher war an der Stelle auch ein Croque-Geschäft gewesen.

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Das Essen im Café da Gama lässt sich nicht in eine Kategorie tun

Seine Kunden schätzen das Individuelle an seinem Laden, sagt er. Hier gibt es keine maßgefertigte Fließbandnahrung, die bei Ketten angeboten werden. Er möchte seine Kunden glücklich machen. Deshalb hat er den Qualitätsanspruch, jeden Croque lecker und knusprig zu servieren. Das bestätigt mir auch ein Kunde, der mir lächelnd entgegen kommt. „Lecker war’s!“, verkündet er und steigt ein in das Treiben im Grindelhof. Hier im Café da Gama kann man einkehren, einen Galão trinken und mit Paolo schnacken. „Eine meiner längsten Stammkunden arbeitet hier um die Ecke an der Uni. Sie kommt seit Anfang an“, berichtet er.

Er guckt raus und sagt mir: „Das Essverhalten der Kunden hat sich in den Jahren gewandelt. Vieles geht jetzt auf die Hand.“ Das wirkt auf ihn hektischer als früher. „Das Essen ist jetzt eher eine Nebensache.“
Vor Jahren habe sich die Kernzeit auf den Mittag konzentriert. Heute gebe es diese Art von Kernzeit nicht mehr. Es verteile sich alles über den ganzen Tag.

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Paolo schaut beobachtet den Grindelhof. Im Vergleich zu früher haben die Leute weniger Zeit fürs Essen.

Er fühle sich wohl hier im Viertel. In der Nachbarschaft kennt man sich. „Die Gegend ist sehr schön. Sehr abwechslungsreich!“ Es werde nie langweilig, da immer viele Menschen unterwegs sind. Er weiß, auch aus Erzählungen der Anwohner, dass das Viertel sich in den letzten 10-15 Jahren verändert hat. Das empfinde er persönlich jedoch nicht als negativ. „Für die Leute, die Mittag machen, ist eine große Auswahl gut!“ Es sei ihm bewusst, dass es auch Kommerz gebe. In seinen Augen tummeln sich zu viele Friseure und Bäckereien am Grindel.

Früher habe es insgesamt weniger Läden gegeben. „Aber es ist gut, dass sich das Viertel entwickelt.“ Verschiede Läden würden auch viele Leute ins Viertel bringen. Besonders die Gastronomie profitiere davon. Er hat Läden kommen und gehen sehen. So hat er auch beobachtet, wie alteingesessene Bücher- und Plattenläden zu gemacht haben. „Der Einzelhandel hat sich eben gewandelt.“ Bücher und Musik werden heutzutage gern online gekauft.
„Die Gastronomie hat noch ein gutes Standbein“, empfindet er.

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Paolo Evaristo, der Inhaber des Café da Gama, fühlt sich wohl im Gindelviertel

Wer weiß? Vielleicht steht dem Grindelviertel ja eine Zukunft als Schlemmer-Quartier bevor. Eine Gegend, in die Leute kommen werden, um ein vielfältiges Essensangebot zu erhalten.

Das Café da Gama findet Ihr im Grindelhof 10, 20146 Hamburg.