Ein Laden mit Stöber-Kultur
Was wohl ein Erlebnisladen ist? Kommt man hinein, weiß man sofort, warum Christian Klüver seinen kleinen Shop so nennt. Im KulturBuch stapeln sich Bücher, wohin man schaut. Poster türmen sich in alle Richtungen. Postkarten mit Johnny Depp oder Pippi Langstrumpf oder den Beatles oder, oder, oder lachen einen aus allen Ecken an. Es ist ein wenig so, als würde man eine kleine andere Welt betreten. Man lässt die Hektik der Grindelallee hinter sich und taucht ein in die Welt von KulturBuch.
Christian Klüver hat sich vor 20 Jahren mit seinem Laden im Grindelviertel niedergelassen. Er bietet Poster, Postkarten und Bücher zu Filmen und Musik an. Wer sucht, findet bestimmt Fotos von seinem Lieblingsstar – egal aus welchem Jahrzehnt. Es ist ein Laden, der zum Stöbern einlädt. Penible Ordnung, in der sich alles leicht wieder findet, sucht man hier lange. Überall steht etwas. Das macht die Gänge schmal. Ob er denn eigentlich alles wieder finden würde? „Nein. Mal finde ich es, mal nicht“, antwortet er. Er müsse manchmal etwas schmunzeln über diese typisch deutsche Angewohnheit, alles in Ordnung zu verpacken. Er betrachtet es mit dänischer Gelassenheit. Auch ein Ladenbesitzer kann eben mal in seinem Laden stöbern, bis er etwas findet.
Meistens findet er aber die Sachen, nach denen Kunden fragen. Das ist auch, was seine Kunden so schätzen. Klüver kann zahlreiche Kundenwünsche erfüllen. In seinem Kopf sind wahrscheinlich alle Kinoplakate archiviert, die es je gab. Wenn ein Kunde etwas gezielt such, dann weiß er ihnen zu helfen. Seine Kunden verlassen seinen Laden mit einen Schmunzeln. Denn entweder haben sie endlich das Poster gefunden, was sie lange gesucht haben oder sie lassen alle Eindrücke, die sie in seinem Laden gesammelt haben Revue passieren. Sein Sortiment umfasst vieles, wenn nicht sogar alles, was in den letzten fünfzig Jahren in der Kinogeschichte passiert ist.
Das erste Mal war ich mit etwa 15 Jahren in seinem Laden. Seit dem habe ich dort zahlreiche Postkarten gekauft, die ich sonst nie woanders gesehen habe. Einige schmücken sogar heute noch mein Zimmer.
Online-Shopping brachte ihm einige Veränderungen. „Das Internet macht es einem nicht leicht,“ gibt er zu. Es sei nicht einfach, sich mit seinem Laden zu halten. Daher setzt er auf Einzigartigkeit. Er versucht Sachen anzubieten, die es online nicht gibt. „Gott sei Dank, geht der Trend auch zurück“, sagt er. Die Leute möchten gerne in Ruhe etwas suchen. Sie genießen es, der Schnelllebigkeit zu entfliehen und in eine stressfreie Zone einzutauchen.
Er sieht auch die Auswirkungen, die das Internet auf das Viertel hat. Kleine spezialisierte Läden sind verschwunden. Sie konnten sich nicht mehr halten vor der großen Konkurrenz des Internets. An deren Stelle seien Ladenketten getreten. Bäcker und Cafés findet man nun überall. „So viele Bäcker, wie hier sind, kannst Du gar nicht Brot essen“, meint er. „Durch all diese Kettenläden hat über die Jahre das Viertel leider an Charme verloren.“ Zusammen mit Richard Meyer von Andere Welten versucht er dagegen anzukämpfen. Um hervorzustechen, hängen sie mehr Plakate auf. So drücken sie dem Viertel ihren individuellen Stempel auf.
Er habe ihm schon immer Spaß gemacht, das zu tun, was andere nicht machen. Das sei zwar nicht einfacher, aber dafür interessanter.
Sein Laden hat sich über die Jahre gewandelt. „Vor zehn Jahren sah er anders aus und vor 20 Jahren auch.“ Je nachdem wie sein Sortiment aussieht, sähe auch sein Laden aus. Und das hängt von den Wünschen der Kunden ab. „Man muss sich ändern, um zu bleiben“, zitiert er den Film Der Leopard aus dem Jahr 1963. Ein echter Filmkenner eben.
Besucht KulturBuch in der
Grindelallee 83
20146 Hamburg
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